Fahrendes Volk

Im 18. Jahrhundert deckten umherziehende Gewerbetreibende, das sogenannte „Fahrende Volk“, den Bedarf an vielen Kleinigkeiten ab, die es in der Stadt nicht zu erwerben gab. Zu ihnen gehörten:

- Blachenwägler

Wie der Name verrät, kamen sie mit einem Planwagen, der von Pferden gezogen wurde, bei den Ärmeren auch von Hunden. Sie mussten sich beim Bürgermeister melden. Ihr Geld verdienten sie als Schirmflicker, Scherenschleifer, Korbflechter, Wannenflicker, Pfannenflicker, Bürsten- und Besenbinder, Händler mit Gewürzen und Krämer mit verschiedensten Waren, u.s.w. Darunter waren auch vornehme Händler mit Qualitätsstoffen, wie einer auf einem Votivbild im Pfarrhof von Rehling vermerkt ist. Matheus Leitnemann von Wathoffen an der deua in unter-Österreich gebirdtig, 1676. Waidhofen an der Thaya war zu Ende des 17. Jahrhunderts ein Zentrum des Textilgewerbes.

- Graner

Der „Graner“ trug auf dem Rücken eine Holzkiste mit vielen Schubladen. Sie enthielten Rosenkränze (Die Perlen am Paternoster heißen Granen), Gebetbücher, Knöpfe, Nadel und Faden, und dergleichen mehr.

- Hausierer

Der „Flecklamaa“ bot an der Türe seine Ware an, Stoffreste, Bett- und Tischwäsche, Leibwäsche.

Andere Hausierer hatten noch Besen jeder Art, Flechtkörbe, dunkle Tischdecken mit Fransen, Sofakissenbezüge aus Samt, u.s.w.

- Bärentreiber

Er zog von Haus zu Haus und führte einen zahmen Braunbären am Halsband. Der Mann schlug das Tamburin, zu dessen rhythmischen Klängen sich der Tanzbär im Kreise drehte. Die Hausbewohner kamen zur Haustüre heraus und warfen Münzen in den Hut des Bärentreibers.

Das Fahrende Volk, das sich 2007 zum „Historischen Fahrenden Volk Friedberg e. V.“ zusammengeschlossen hat, schlägt seit dem 1. Stadtfest seine Zelte mit einem großen Lagerfeuer auf dem Kirchplatz vor der Stadtpfarrkirche St. Jakob auf. Es wird gesungen und getanzt. Die Wahrsagerin Esmeralda liest die Zukunft aus der Hand. Im Kessel duftet eine herzhafte Suppe und eine ganze Sau brät am Spieß.