„Unter die Haube kommen“ – Hochzeitsgewand für die Friedberger Zeit

„Matrimonium in facie Ecclesiae contraxit Josephus Wernle Thirollensis de Fels et horologiarius in Donauwerth, Joannis Georgii Wernle Coloni in Fels et Margarethae conjugum ppmm. filius leg. cum Francisca, Dominici Weinhart Ludimagistri hujatis et Theresiae conjugum filia leg. Praesentibus Andrea Strixner et Sebastiano Stadler“ (Pfarrarchiv St. Jakob Friedberg, Hochzeitsmatrikel, Bd. II 1709 – 1789) – Die Ehe schloss im Angesicht der Kirche Joseph Wernle, ein Tiroler von Fels und Uhrmacher in Donauwörth, ehelicher Sohn der verstorbenen Eltern Johann Georg Wernle, Bauer in Fels, und Margarethe mit Francisca, der ehelichen Tochter der Eltern Dominikus Weinhart, Schullehrer von hier, und Theresia, im Beisein von Andreas Strixner und Sebastian Stadler. Obwohl die Braut weder eine Uhrmacherstochter noch eine Uhrmacherswitwe war, war es doch eine richtige Uhrmacherhochzeit. Waren doch alle Trauzeugen Uhrmacher, die Friedberger Andreas Strixner und Sebastian Stadler wie auch Franziskas Bruder Johannes Joseph und ihr Schwager Franz de Paula Schuster.
Die junge Frau, die sich während des Stadtfestes Friedberger Zeit trauen lassen will, kann sich im Friedberger Gewand schön und besonders gewanden.

Die Bluse aus feinem weißen Spitzenstoff hat weite, lange Ärmel. Dazu können Stutzer in Weiß getragen werden. Aus dem gleichen Spitzenstoff besteht die Schürze. Das Schürzenband, breit und bodenlang, meist rot gemustert, wird vorne in der Mitte über der Schürze getragen. Das Besondere macht der Goller (lateinisch collum = Hals) aus. Über dem normalen Friedberger Gewand (Rock und Mieder mit Stecker) wird es um den Hals und über den Schultern getragen und bedeckt teilweise auch Brust und Rücken. Als Hochzeitsgoller, reich verziert mit Rüschen und Spitzen, wird er aus dem gleichen Spitzenstoff genäht. Die zwei Gollerketten werden im Rücken überkreuzt und vorne verknotet. Die Enden können mit Gollerbollen verziert werden.
„Unter die Haube kommen“ bedeutet „heiraten“. Obwohl auf den alten Votivtafeln auch schon die ganz kleinen Mädchen Hauben zum Friedberger Gewand tragen, zeichnet alle Frauen im Friedberger Gewand die Haube aus. Zur Hochzeit bietet sich eine besonders üppig geschmückte Haube an. Angela Bittel trägt auf dem Bild als Darstellerin der Braut Francisca Weinhart ein sogenanntes Granl. Das Musical "Liebe auf Uhrwegen" wurde während des Stadtfestes 2003 aufgeführt.
Gabriele und Dr. Hubert Raab, Historische Berater