Stadtspringer
Gaukler und Artisten - die Stadtspringer
Wenn der TSV 1862 Friedberg und der SV Ottmaring das Stadtfest „Friedberger Zeit“ mit ihren Stadtspringern beleben und bereichern, ist es für manchen erstaunlich, dass auch dieses Treiben für unsere Stadt historisch belegt ist.


Herzogin Christine von Lothringen, deren Tochter Renata am 22. Februar 1568 in München Wilhelm V. geheiratet hatte, fühlte sich in Landshut nicht wohl. Dort stand sie, als herrschsüchtig bekannt, nicht im Mittelpunkt. Ab Mitte Oktober 1568 hielt sie sich mit ihrer Tochter Dorothea in Friedberg auf, nah bei Augsburg. Dort trafen sich zu dieser Zeit die Großen der Welt, dort waren Luxus und Prunk zu Hause und Festivitäten an der Tagesordnung. In den Jahren des Aufenthaltes der Lothringerin zwischen 1568 und 1575 wurde auch Friedberg zu einem Mittelpunkt des Hoflebens in Bayern. Christine liebte den Prunk. Sie wollte ihn auch in Friedberg nicht missen. Zur Fasnacht 1569 sollte es im Friedberger Schloss lustig zugehen. Aus Augsburg wurden „die Stadt-Pfleger, Burgermeister und der größte Theil des Raths“ nach Friedberg eingeladen und „daselbst herzlich tractiret“. Zur Kurzweil sollten vier „Springer“ beitragen, für die Hans Fugger extra ein hölzernes Pferd anfertigen ließ. Anfangs stammten diese Künstler vor allem aus Italien. Jakob da Venetia hieß der Meister einer Vierergruppe. Noch im Jahr 1573 traten Springerakrobaten und Komödianten vom Hof in Landshut in Friedberg auf.
Der TSV 1862 Friedberg tritt 2025 in 82 Aufführungen mit 150 Kindern als Stadtspringer, Robeskipper, Rhythmische Sportgymnastik, Spectaculum (Trampolin), Artistica und Sportakrobaten auf. Der SV Ottmaring fasziniert wieder mit Vertikaltuchaufführungen im Schloss.
Gabriele und Dr. Hubert Raab
Historische Berater der Friedberger Zeit
Literatur: Hubert Raab, Das 16. Jahrhundert: Friedbergs große Zeit, in: Stadtbuch Friedberg