Zimmerer, Maurer und Dachdecker


Stadtpfarrer Freiherr von Eckher hat in seinem 1728 angelegten Urbarium Civitatis, in dem 18 Zünfte mit ihren Dinzeltagen erwähnt sind, vermerkt, dass die Maurer und Zimmerleute zusammen eine Zunft bilden. Sie feierten ihren Dinzeltag am „fer.2.ante hebdomatem Rogationum“ (Montag vor der Bittwoche). Im Jahr 1789 wird in Friedberg nach einem Seelenbeschrieb von 321 bürgerlichen Haushalten die Anzahl der „Zimmerer“ mit 8 angegeben und die der Maurer mit 3. Sie waren die häufigsten Handwerksberufe im Bauwesen. Die Stadt Friedberg besaß schon vor dem 30-jährigen Krieg bei Rederzhausen einen Ziegelstadel, wo aus der Ziegelgrube Lehm genommen und Ziegel gebrannt wurden. Die Stadt übergab den Ziegelstadel 1642 einem Bräuer, der heute noch Zieglerbräu heißt. In Friedberg gab es einen eigenen Stadtmaurer, einen eigenen Stadtzimmermann und einen Zimmerstadel. In dessen „oberen Gemach“ durfte der Stadtzimmermann gegen „gebührenden Zins“ wohnen. Vom Stadtzimmermeister Josef Widtmann ist überliefert, dass er nach den Sturmschäden von 1772 ein großes dreifaches Gerüst für die Wallfahrtskirche Herrgottsruh gebaut hat. Klieber nennt auch etliche Namen von Stadtbaumeistern: Hans Stechele von 1601 – 1605, Jakob Kopp Kalkbrenner und Stadtbaumeister 1686, Niklas Rusch, Statbaumeister 1641 u.s.w.


Einen eigenen Hinweis auf Dachdecker finden wir in den genannten Archivalien nicht, da die Holzschindel noch das beherrschende Material für die Dächer war. Klieber berichtet, dass das Rathaus mit Schindeln eingedeckt war und 1699 mit 4000 Schindeln repariert wurde.
Seit dem 1. Stadtfest 1989 sind die Maurer mit der Fa. Lindermayr in Derching, der Gemeinschaftstand der Zimmerer mit Wolfgang Bradl, Alexander Strobel, Gerhard Waha, Jürgen Lindermayr, Philipp Späth und die Dachdeckerfirma Michael Voigt dabei. Mit ihren Ständen machen sie die Friedberger Zeit lebendig. Am Dinzeltag tragen sie ihre Zunftstangen mit Würde und Stolz in die Stadtpfarrkirche zum festlichen Gottesdienst und „Seelenamt“: die Zimmerer die Zunftstange mit dem hl. Josef, die Maurer die Zunftstange mit dem hl. Thomas und die Dachdecker die Zunftstange mit der hl. Barbara.
Gabriele und Dr. Hubert Raab, Historische Berater