Bitte um Frieden

Bitte um Frieden - Pilgerzug 2025

Schon für das erste Stadtfest „Friedberger Zeit“ 1989 haben Hubert und Gabriele Raab den historischen Pilgerzug angeregt als „Dank für die friedliche Zeit“. Doch in unserer Zeit erfüllen die Angriffskriege die Menschen mit Schrecken und großer Sorge. Auf unserem Pilgerzug wollen wir die „Bitte um Frieden“ hinzufügen. Wenn wir „historisch“ auf die „Friedberger Zeit“ zurückblicken, sehen wir, wie auch die Friedberger im 18. Jahrhundert Unheil und Krieg erlebten.

Im Spanischen Erbfolgekrieg rückte Anfang September 1703 die Kaiserliche Armee gegen die Stadt vor. Es sollen 2000 Musketiere und 200 Grenadiere gewesen sein. Am 20. September gingen die untere Vorstadt und der äußere Salzstadel (Stelle Alberstötter-Haus) in Flammen auf. Friedberg wurde mit holländischen Regimentern unter Kommando eines Prinzen von Bevern besetzt. Er ließ die Stadt plündern und verlangte obendrein noch die Zahlung von 12000 Gulden Brandschatzung. Bei der Plünderung der Stadt wurden viele Häuser zerstört. Eine Aufzeichnug des Landgerichts berichtet über „Der Soldatesca übermäßige Excesse“. Ab Februar 1742 bekam Friedberg die Schrecken des Österreichischen Erbfolgekrieges zu spüren. Am 16. Februar wurde es von ungarischen Soldaten kampflos eingenommen und musste eine hohe Brandschatzungssumme zahlen. 1745 war die Stadt war „totaliter ausgeblindert“.  Gegen Ende des 18. Jahrhunderts traf Friedberg ein weiterer Schlag, die Koalitionskriege. In Friedberg befand sich ein österreichischer Stützpunkt, der die Lechgrenze sichern sollte. Nach der verlustreichen Schlacht an der Klinge am 24. August 1796 standen 80 000 Franzosen vor Friedberg. Sie nahmen die Stadt ein und plünderten sie. Der Friedberger Pfarrer Kollmann hat den 24. August 1796 in seinem in lateinischer Sprache verfassten Bericht als „dies fatalis“ bezeichnet. Allein der durch die Plünderung entstandene Schaden belief sich auf die gewaltige Summe von 106 992 Gulden. Die Stadt war restlos ausgeplündert, es gab kaum noch etwas zu essen. Dazu hatte ein Viehseuche fast das gesamte Vieh verenden lasssen. Viele Menschen wurden krank, das Totenbuch der Stadtpfarrei zeigt in diesem Jahr eine stark erhöhte Sterblichkeit auf.

Ende 1797 wurde Friedberg zum Hauptquartier der österreichischen Armee bestimmt. 1798 brach der 2. Koalitionskrieg aus. Friedberg sah nun bis zum Frieden von Luneville 1801 viele Truppendurchzüge, ein russisches Hilfsheer, Regimenter wie Tataren, Uralsche und Donsche Kosaken, Baschkiren und Kirgisen mit langen Lanzen, Köcher, Bogen und Pfeilen bewaffnet. Ende Mai 1800 rückten dann wieder die Franzosen ein, Am 20. Juni 1800 kam es zu einer Beschießung der Stadt durch die Kaiserlichen. Die hiesige Bevölkerung hatte die ganze Zeit über hohe Quartierlasten zu tragen.

Zu den Kriegen des 18. Jahrhundert kam noch eine große Anzahl von immer wiederkehrenden Viehseuchen (1682, 1688, 1711, 1729, 1735, 1750, 1788, 1789), Getreidekrankheiten, Unwetter und Dürrejahre. Das Jahr 1771 ist als Hungerjahr in die Geschichte Friedbergs eingegangen. „Es war schreckliche Theurung aus Mangel des Getreides, das man aus Geld nicht haben konnte.- Es stieg der Waizen und Kern bis 41 ½ fl. Roggen 32 fl, Gerste 38 ½ fl- Hab 17 f 34 x.“ (Erhard-Chronik). Die Not war so groß, dass das Ordinariat in Augsburg die Bürgerinnen und Bürger von allen Abstinenz- und Fasttagen dispensiert hatte.

Die Friedberger Bürger, die im 18. Jahrhundert Unheil und Krieg erlebten und um ihr Leben fürchteten, machten Kreuzgänge nach Herrgottsruh mit der Bitte um Frieden und Wohlergehen.

Am 2. Stadtfestsonntag begeben sich nun die Friedberger Bürger auf ihren Pilgerweg von der Stadtpfarrkirche St. Jakob nach der Wallfahrtskirche Herrgottsruh.

Gabriele und Dr. Hubert Raab, Historische Berater