Friedberger Zeit - Wie alles angefangen hat

Friedberger Zeit - Wie alles angefangen hat

Am 6. Februar 1264 kündigten der 12-jährige Staufer Konradin und sein Oheim, der Wittelsbacher Herzog Ludwig der Strenge, in einem Schutzbrief für die Augsburger Bürger die Gründung einer Stadt bei der Burg Friedberg an. Zum 725-jährigen Stadtjubiläum von Friedberg entstand die Idee, eine Veranstaltung zu organisieren, die neben dem Jubiläum auch ein Zusammenwachsen der neuen Stadtteile mit der Kernstadt fördern sollte. Dr. Hubert Raab schlug Bürgermeister Albert Kling ein historisches Stadtfest vor. Es sollte jedoch bewusst kein Fest werden, bei dem das Mittelalter oder die Renaissancezeit den geschichtlichen Rahmen vorgibt. Denn der Originalschauplatz des Festes, die historische Altstadt von Friedberg, entstand in ihrer noch heute sichtbaren äußeren Form ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, nachdem Friedberg im Dreißigjährigen Krieg völlig zerstört worden war. Friedbergs große Zeit war das 18. Jahrhundert, als die Friedberger Uhren Weltruhm erlangten, Friedberger Gold- und Silberschmiede Kunstwerke schufen und die 12 Brauereien der Stadt zur Lebensfreude der Bürger beitrugen. Als Zeitrahmen für das Fest wurden deshalb die Jahre von etwa 1670 bis 1790 gewählt. Dies war in den 1980er Jahren für historische Feste ein völlig neuer Ansatz. Prof. Dr. Erich Unglaub gab dem historischen Stadtfest den Namen „Friedberger Zeit“.

Da das Fest historientreu gestaltet werden sollte, musste geklärt werden, wie diese Historientreue konkret auszusehen hatte. Es galt herauszufinden, wie die Stadt geschmückt sein sollte, welche optische Erscheinung die Stände der Festteilnehmer, Fieranten und Handwerker haben müssen, welche Speisen für das 18. Jahrhundert typisch waren, welches Gewand und welche Kopfbedeckung die Bürger vor über 200 Jahren trugen, welche Veranstaltungen der „Friedberger Zeit“ entsprachen. Für die historischen Berater des ersten Stadtfestes bedeutete dies ein zeitaufwändiges Suchen in Archiven, Museen und in der Literatur, da zu dieser Zeit noch keine Suchmaschinen zur Verfügung standen. So fand vom 30. Juni bis 9. Juli 1989 das erste Friedberger Altstadtfest „Friedberger Zeit“ mit 1200 Bürgerinnen und Bürger in selbstgeschneiderten historischen Gewändern und 200 000 Besuchern statt.

Ein Hauptanliegen der historischen Berater (Prof. Erich Unglaub, Gabriele und Dr. Hubert Raab) war die Idee „Friedberger Schulen beschäftigen sich mit der Geschichte Friedbergs“. Acht Friedberger Schulen beteiligten sich mit Theateraufführungen: „Das Gelübde eines Pilgers und was daraus wurde“ (Grundschule Friedberg), „Wir bauen eine neue Stadt“ (Volksschule Ottmaring), „Die Pestsäule“ (Volksschule Stätzling), „Die Wichtelen von Ottmaring“ (Vinzenz-Pallotti-Schule), „Friedberger Uhrzeit“ (Hauptschule Friedberg), „Eine Fahrt ins Blaue“ (Berufsschule Friedberg), „Gschichtn aus der Friedberger Gschicht“ (Realschule) und „Wir über Friedberg: kein Wohllaut … „ (Gymnasium). 

Beim 1. Stadtfest gab es sehr viele Besucher.
Die Stadtwache bei einer Bäckertaufe

Mit dem Einzug der Friedberger im historischen Gewand und unter den Klängen der städtischen Jugendkapelle begann das erste Fest "Friedberger Zeit". Im Laufe der ersten Festwoche trugen neben vielen musikalischen Darbietungen des Städtischen Kammerchors und des Collegium Musicum der Pfarrei Kinderspiele, Postkutschenfahrten, Auftritte der Nachtwächter und des Fahrenden Volkes, dazu Speisenangebote der Wirte, Metzger, Imker und Bäcker, weiterhin Darstellungen von auswärtigen Gästen sowie nicht zuletzt die Bäckertaufe zum Gelingen bei. Zum Abschluss fand der Pilgerzug nach Herrgottsruh mit vorausgegangener ökumenischer Andacht statt als Dank für die friedliche Zeit, in der wir leben dürfen.

Die Postkutsche war ein Highlight


Bürgermeister Albert Kling mit Ehefrau Marianne.








1. Reihe von rechts: Bgm. Kling, Ehefrau Marianne, Gerda Gastl











Pater Berthold Kratzel SAC bei der Pilgerandacht in Herrgottsruh.




















Herr Baldur Duschek, der 1. Nachtwächter









Das Stadtfest „Friedberger Zeit“ ist nicht alt geworden, sondern präsentiert sich in jugendlicher Frische. Das für Friedberg kennzeichnende bürgerschaftliche Engagement hat im Zusammenwirken mit den Verantwortlichen der Stadtverwaltung Friedberg ein Fest gemacht, auf das man sich alle drei Jahre wieder freut.

Gabriele und Dr. Hubert Raab
Historische Berater der Friedberger Zeit