Die Waibersleit

Die Waibersleit

Wie die Frauen im 18. Jahrhundert, in der Friedberger Zeit, gelebt haben, ist nicht systematisch erforscht. In den Quellenüberlieferungen ist die Dominanz der Männer augenfällig. In den historischen Ratsprotokollen der Stadt Friedberg wird keine Frau im inneren und äußeren Rat oder als Bürgermeister genannt. Die erste Frau im Friedberger Stadtrat war um 1960 Frieda Emmersleben, eine studierte Buchhändlerin und Bibliothekarin. Die Rechtlosigkeit der Frau zur Friedberger Zeit zeigt sich auch in den Protokollbriefen im Staatsarchiv München. Ein sog. „Vertreter“ war für sie beim Notar anwesend und unterschrieb für sie z.B. bei Übergaben. War es dann so, dass das Leben der Frau sich nur auf Hausarbeit und Kindererziehung beschränkte?

Es gibt Belege in den Pfarrmatrikeln, dass die Frauen arbeiteten. Die „SeelenWeiber“ versahen die Totendienste und Bestattertätigkeiten und waren für das Läuten des Zügenglöckleins (Sterbeglöckleins) im „Aloysi Kirchlein“ zuständig. Bilder im Museum von Uhrmacherinnen beweisen, dass bei den Uhrmachern es eine berufliche Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern gab. Besonders für die Herstellung der Spindeln waren Frauen zuständig. Sie arbeiteten im Familienbetrieb mit wie die Brauerinnen, Zöllnerinnen, Posthalterinnen. Rosa Heckl, Posthalterin der Kaiserlichen Reichsposthalterei in Eurasburg war 1760 für die Umspannung der Kutschen mit 83 Pferden für den Papst auf seiner Reise von Wien nach Augsburg verantwortlich. Die beruflichen Tätigkeiten der Frauen wurden aber in schriftlichen Dokumenten nicht beschrieben. Vereinzelt werden Frauen in den Matrikeln hervorgehoben. „Die 12 Juli mortua est honesta et pudica virgo Mar. Ursula Hueber, Methschenkin, magna Benefactrix eccles. parochial.- Am 12. Juli (1697) starb die ehrengeachtete und tugendsame Jungfrau Maria Ursula Hueber, Metschänkin, eine große Wohltäterin unserer Pfarrgemeinde.“ -  Nur einmal wird eine Frau als Domina bezeichnet. „Juli 30. mort. est Dom. Mar. Anna Wagnereck, vidua et procuratissa, special. Benefact. ad S. Jacob. et Requ. Salv.“ – Am 30. Juli (1742) verstarb die Dame Maria Anna Wagnereck, Witwe und Prokuratorin, eine besondere Wohltäterin bei St. Jakob und Herrgottsruh.

Die Stimme für die Frauen erheben im Stadtfest Friedberger Zeit die „Waibersleit“. Im gegenseitigen Wahrnehmen und Miteinander erzählen sie beim Altstadtfest 2025 an fünf Tagen, darunter den Wochenenden, im großen Saal des Schlosses Geschichten aus dem Nähkästchen. Den Text dazu verfasste Claudia Eser-Schuberth, die auch die Fotos zu diesem Artikel lieferte





Gabriele und Dr. Hubert Raab, Historische Berater